Beim Thema Kreislaufwirtschaft richtet sich das Augenmerk in der Regel auf Nachhaltigkeitsstrategien und Umweltplanungen, was angesichts deren Bedeutung auch richtig ist. Die Kreislaufwirtschaft hat aber noch eine andere, mindestens genauso wichtige Seite.
Die ökonomischen Aspekte werden oft übersehen oder nur selten erwähnt, obwohl die Kreislaufwirtschaft ein in sich geschlossenes, eigenständiges Wirtschaftsmodell darstellt. Dabei bildet die wirtschaftliche Komponente die Basis, während das Kreislaufprinzip das methodische Werkzeug ist. Unternehmen profitieren davon nicht nur hinsichtlich Umweltaspekten, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. In diesem Blog Post werfen wir deshalb einen Blick auf diese wirtschaftsrelevanten Themen:
Zusammen betrachtet zeigen diese Punkte, dass sich die Kreislaufwirtschaft auf allen Ebenen der Gesellschaft auszahlt – von der allgemeinen Wirtschaft über Unternehmen bis hin zum Arbeitsmarkt und zu den Ressourcen.
Weitere Informationen zum Thema, einschließlich praktischer Anwendungsmöglichkeiten für Unternehmen, finden Sie im Leitfaden Die Kreislaufwirtschaft: Vorteile für Unternehmen und praktische Anwendungen
Die Kreislaufwirtschaft bietet viele Vorteile und könnte an verschiedenen Stellen den Druck mindern, der durch eine lineare Wirtschaft entstanden ist. Laut der Stiftung Naturklima beruht die zunehmende Unterstützung für das Kreislaufsystem unter anderem auf diesen Nachteilen der linearen Wirtschaft:
Weitere Informationen zum Rechtsrahmen und zu den Regelungen der EU finden Sie in unserem CSRD-Spickzettel zum Herunterladen. Lesen Sie für einen ersten Überblick unseren Blog Post Hin zur Kreislaufwirtschaft: Wie der Einzelhandel kreislauffähig wird.
Die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft birgt nach Einschätzung der Europäischen Umweltagentur das Potenzial, die „starke und zunehmende Importabhängigkeit“ Europas in Bezug auf Ressourcen zu minimieren – und könnte damit eine mögliche künftige Schwachstelle für die europäischen Länder ausräumen. Hinzu kommt, dass der verschärfte globale Wettbewerb um „natürliche Ressourcen zu einem merklichen Anstieg der Preisniveaus und erhöhten Schwankungen beigetragen hat“. Der Zweck der Kreislaufwirtschaft besteht laut dem Wissenschaftsnetzwerk het groene brein darin, „wirtschaftliches Wachstum vom Verbrauch von Rohmaterialien abzukoppeln“. Geschlossene Kreisläufe und eine verringerte Abhängigkeit von der Primärrohstoffgewinnung würden Unternehmen und Märkten mehr Stabilität geben.
Darüber hinaus bestehen Unterschiede zwischen dem Abfallmanagement und Recycling in einer Kreislaufwirtschaft und in einer linearen Wirtschaft. Abfall soll in ein neues Licht gerückt und als wertvolle Ressource wahrgenommen werden – für Unternehmen heißt das, Abfall nicht mehr als Kostenstelle zu betrachten und ihn stattdessen zum Gewinnbringer zu machen. Auf diese Weise können Unternehmen im Rahmen der Kreislaufwirtschaft:
Mit der richtigen, achtsamen Vorgehensweise kann Abfall also als Vermögenswert angesehen werden und nicht mehr als Last, um die man sich kümmern muss. George Barrett, Bereichsleiter Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft bei John Lewis & Partners fasst es im Webinar The Circular Economy & Retail: From Theory to Practice so zusammen: „Abfall ist eine Ressource, die in die falschen Hände geraten ist.“
Zusätzlich zur Erleichterung oder Beseitigung von dringenden Herausforderungen bringt die Kreislaufwirtschaft auch verschiedene wirtschaftliche Vorteile mit sich. So erwartet die Europäische Umweltagentur „potenziell mögliche Kosteneinsparungen, eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und Nettovorteile in Bezug auf die Chancen auf dem Arbeitsmarkt”.
Laut einem Bericht von McKinsey & Company könnte eine Kreislaufwirtschaft „einen wirtschaftlichen Nettonutzen von 1,8 Billionen Euro bis zum Jahr 2030 erzielen“. Wenn man dies aufschlüsselt, würde ein solches Kreislaufsystem also:
Für die treibende Kraft hinter diesen Schätzungen sind mehrere Aspekte ausschlaggebend. Die Ellen MacArthur Foundation erläutert, dass sich das erwähnte Wirtschaftswachstum „überwiegend aus einer Kombination aus höheren Einnahmen durch neu aufkommende Kreislaufaktivitäten sowie aus niedrigeren Produktionskosten durch eine produktivere Nutzung von Inputs ergeben wird. Diese Veränderungen im Input und Output der Produktionsaktivitäten wirken sich gesamtwirtschaftlich auf Angebot, Nachfrage und Preise aus, was sich im Ergebnis in allen Sektoren der Wirtschaft niederschlagen und so zum Wirtschaftswachstum insgesamt beitragen wird.“
Eine der neu aufkommenden Aktivitäten in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft besteht in der Umwandlung des Arbeitsmarkts. Laut einem Bericht des Europäischen Parlaments könnten bis zum Jahr 2030 allein in der EU 700.000 Arbeitsplätze infolge einer Kreislaufwirtschaft geschaffen werden. Diese Zahlen zeigen das zu erwartende Beschäftigungswachstum und sind entsprechend wichtig, doch auch die Art und Weise, wie Europäer:innen arbeiten werden, ist von Bedeutung und verdient eine nähere Betrachtung.
Die Kreislaufwirtschaft wird nicht nur die Nachfrage nach neuen, grünen Arbeitsplätzen steigern, sondern auch die Entwicklung besser anerkannter, bereits bestehender Karrieren und deren Funktionsweise. Circle Economy schlägt dazu drei Tätigkeitskategorien für die Kreislaufwirtschaft vor:
Die unterstützenden Tätigkeiten tragen dazu bei, dass die Kerntätigkeiten sich entwickeln und wachsen, während die indirekten Tätigkeiten durch Einbindung von Kreislaufprinzipien in ihre Betriebsabläufe die Dienste von Kerntätigkeiten nutzen (z. B. eine Postfiliale, die zur Auslieferung von Post gebrauchte Fahrräder nutzt).
Jede Kategorie dient ihrem eigenen Zweck und hilft den anderen Kategorien. Miteinander arbeiten sie am gemeinsamen Ziel der Kreislaufwirtschaft und damit verbundenen Innovationen und Arbeitsplatzmöglichkeiten.
Der Sinn einer Kreislaufwirtschaft ist, allen beteiligten Menschen und in ihr enthaltenen Komponenten zugutezukommen. Dazu sind diese Kriterien entscheidend:
Bei der Kreislaufwirtschaft geht es letztlich darum, das Kreislaufprinzip mit der Wirtschaft in Einklang zu bringen, sodass beide miteinander und nicht gegeneinander arbeiten, wie es in der linearen Wirtschaft der Fall ist. Eine umgesetzte Kreislaufwirtschaft lohnt sich für unseren Planeten und kann ebenso wirtschaftlich profitabel sein.