PRESS RELEASE
11/4/2023
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Universitätsklinikum Bonn: Für mehr Zirkularität in Krankenhäusern

Resourcify und das Universitätsklinikum Bonn revolutionieren das Abfallmanagement im OP durch Digitalisierung

Universitätsklinikum Bonn: Für mehr Zirkularität in Krankenhäusern

Resourcify und das Universitätsklinikum Bonn revolutionieren das Abfallmanagement im OP durch Digitalisierung

Hamburg, 11.04.2023 - Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) und die Entsorgungsmanagement-Plattform Resourcify blicken auf die Erfolge ihrer Zusammenarbeit zur Förderung von Zirkularität in Krankenhäusern. Im September 2022 starteten neue Pilotprojekte der UKB in Kooperation mit Resourcify, um das Abfallaufkommen zu reduzieren und medizinischen Abfall zu recyceln.

Krankenhäuser sind mit circa 1,2 Millionen Tonnen jährlich der fünftgrößte Abfallproduzent in Deutschland und haben zwangsläufig eine Vielzahl an Abfallströmen. Dazu gehören Verpackungsmaterial, Medizinprodukte oder auch Gefahrgut. Üblicherweise werden die Materialien mit direktem oder indirektem Patientenkontakt keiner stofflichen Verwertung zugeführt, sondern verbrannt.

Um diese Abfallströme besser zu überblicken und Chancen für mehr Zirkularität zu eröffnen, nutzt das UKB schon seit 2019 sehr erfolgreich Resourcifys Software für digitales Entsorgungsmanagement. Im Jahr 2022 sind drei Pilotprojekte gestartet, um aus medizinischen Abfällen Wertstoffe zu gewinnen.

Ziel ist es, eine kreislauffähige Recyclinglösung zu etablieren, die einfach zu implementieren ist und dem UKB hilft, ihren Nachhaltigkeitszielen ein Stück näher zu kommen. Durch die stoffliche Verwertung wird die Menge an Kunststoffen und Metallen, die üblicherweise in Verbrennungsanlagen landet, reduziert. Gleichzeitig kann das UKB den Service über das Wertstoffmanagementsystem von Resourcify verwalten, um den zusätzlichen Aufwand möglichst gering und transparent zu halten.

Zirkularität im Krankenhaus: Von Atemkalk zu Düngemittel

Die Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin (KAI) am UKB bereitet im Pilotprojekt „Upcycling: vom Atemkalk zum Obstanbau“ seit September mit der Medizintechnik-Firma Dräger verbrauchten Atemkalk so auf, dass er anschließend in Industrie und Landwirtschaft zum Beispiel als Dünger weiterverwendet werden kann. Mit Atemkalk gefüllte Kartuschen werden bei OPs unter Vollnarkose mit einem Rückatmungsgerät eingesetzt, um CO₂ aus der ausgeatmeten Luft des Patienten herauszufiltern. Nach dem Gebrauch zählen sie normalerweise zu gefährlichen Chemieabfällen, die gesondert gesammelt und als aufwändig entsorgt werden müssen. Allein am UKB entstehen dadurch jährlich rund fünf Tonnen Sondermüll, die zu Emissionen von rund 25 Tonnen CO₂ führen.

Das neue Projekt wird mit Life-Cycle-Analysen (LCA) wissenschaftlich begleitet, wodurch ein ökologischer und ökonomischer Vergleich der früheren Entsorgung mit dem Upcycling-Verfahren erfolgen soll. Die Mitarbeiter:innen der Anästhesie sammeln die Kartuschen jetzt in speziellen Behältern, deren Abholbedarf über einen QR-Code an das Facility Management übermittelt werden kann. Die Behälter werden anschließend ins Lager der Abfallwirtschaft gebracht. Von dort werden sie von dem Hersteller Dräger abgeholt, der den Atemkalk zusammen mit den eigenen Produktionsabfällen zu Düngemittel weiterverarbeitet und die Kartuschen verwertet.

Resourcify unterstützt das UKB mit Hilfe der QR-Code-Lösung bei der Abwicklung der internen Transporte, um sicherzustellen, dass der Ablauf reibungslos funktioniert.

Lesen Sie auch die Fallstudie über das Entsorgungsmanagement am Universitätsklikum Bonn.

Durch Sterilisation zum Elektroschrott

Im chirurgischen Zentrum wurde gleichzeitig das vom UKB eigens finanzierte Recyclingprogramm von elektrisch betriebenen Einweginstrumenten aus dem Operationssaal eingeführt. Die sogenannten “Stapler” gelten in der Regel nach der Nutzung als kontaminiert und müssen dementsprechend als Krankenhausabfall (AVV 180104 oder bei infektiösen Patienten auch AVV 180103*) gesammelt werden. Jährlich fallen dadurch rund 105 Kilo an medizinischem Elektroschrott an. Nun werden die gebrauchte Einweginstrumente nach einer Wischdesinfektion in einer speziellen Tonne gesammelt und zur hausinternen Sterilisation verbracht. In dem Fachbereich der Mikrobiologie gibt es Autoklaven, die ausschließlich für Abfälle bzw. andere Gerätschaften, die nicht mit Patienten in Kontakt kommen, verwendet werden. Dadurch kann die Dekontamination der Einweginstrumente zwecks stofflicher Verwertung gewährleistet werden, ohne die Patientenversorgung zu gefährden. Nach der Sterilisation kann das UKB die Einweginstrumente als Elektroschrott AVV 160214 entsorgen.

Resourcify kümmert sich um die Stellung und Abholung der Gitterbox, stellt die ordnungsgemäße Verwertung bei dem Recyclingpartner sicher und digitalisiert die Prozesse und gesammelten Daten. Die Digitalisierung hilft an der Stelle, Transparenz über den recht ungewöhnlichen Prozess zu wahren und die Mitarbeiter:innen durch Newsletter zu motivieren, weiterhin die Einweginstrumente akkurat zu sortieren.

Bis Anfang März konnten über einen Zeitraum von knapp sechs Monaten bereits 239 Kilogramm allein im Chirurgischen Zentrum (OPZ) gesammelt und verwertet werden. Ziel ist es, das gesamte Instrument zu recyceln. Durch ein Schredderleichtfraktionsverfahren können die Instrumente möglichst effizient in die einzelnen Fraktionen aufgeteilt und zu Sekundärrohstoffen aus Metall und Kunststoff verarbeitet werden.

Rücknahmesysteme für Alufolien

Im Januar 2023 ist das Rücknahmesystem für Aluminium-Verpackungen des Nahtmaterials von Ethicon, einer Marke von Johnson & Johnson Medtech, im Chirurgischen Zentrum am UKB gestartet. Dieses Verfahren wurde von Ethicon zusammen mit der TSR Recycling GmbH & Co.KG (TSR) und Resourcify zur Förderung der Kreislaufwirtschaft entwickelt. Die Vision dahinter ist, diese Verpackungen zukünftig nicht mehr zu verbrennen, sondern zu recyceln. Die Alufolien werden dafür vom medizinischen Personal in den vorgesehenen grauen Behältern gesammelt und der Klinik-Logistik übergeben. Die Bestellung der Abholung erfolgt wie gewohnt über das Portal von Resourcify und DHL Express bringt die Boxen CO₂-neutralisiert zum Recyclingpartner TSR. Dort werden ebenfalls die metallhaltigen Produktionsabfälle von Johnson & Johnson entsorgt, um ein für das Recycling sinnvolles Volumen zu sammeln. TSR kümmert sich anschließend um das Recycling und den Vertrieb der Sekundärrohstoffe.

Für jedes Kilogramm an Material, das gesammelt wird, kann durch die stoffliche Verwertung ca. die 18-fache Menge an CO₂-Äquivalenten im Vergleich zur Verbrennung eingespart werden. Die Einnahmen aus dem Verkauf des Aluminiums werden jährlich an Operations Smile gespendet. Seit über 30 Jahren unterstützt Johnson & Johnson die Hilfsorganisation dabei, Veränderungen in Gesundheitssystemen weltweit voranzutreiben und Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte durch einen professionellen, operativen Eingriff wieder ein Lächeln zu schenken.

„Alles in allem ist der Recyclingprozess aktuell noch deutlich teurer als die herkömmliche Verwertungsmethode. Der Prozess lässt sich nur realisieren, weil das UKB eine interne Möglichkeit zur Dekontamination hat und das Projekt dankenswerter Weise von der Universität gefördert wird. Aus diesem Grund arbeiten wir parallel mit anderen Partnern  daran, bürokratische und logistische Hürden zu überwinden, um langfristig ein effizienteres Recycling der Produkte auch für andere Kliniken zu ermöglichen.“
– Meike Lessau, Circularity Managerin, Resourcify

„Nachhaltiges Handeln hat bei uns am Universitätsklinikum Bonn eine zentrale Rolle eingenommen. Schaut man auf den Klima-Impact des Gesundheitswesens, sehen wir es in Bonn als unsere gesellschaftliche Verpflichtung an, nachhaltig und klimaschonend zu agieren und für nachfolgende Generationen Ressourcen zu schonen. Hier haben wir bereits vor einigen Jahren großes Potenzial erkannt und unser Entsorgungsmanagement digitalisiert und somit für die Zukunft ausgerichtet. Neben einer möglichst effektiven Abfalltrennung spielen auch neue Recycling-Modelle und Rücknahmesysteme eine entscheidende Rolle. Wir arbeiten mit unseren Partner täglich an neuen Lösungen, um Abfälle zu vermeiden, Ressourcen zu schonen und Kreisläufe zu schließen. Leider schränken uns Gesetzesvorgaben aus früheren Jahren in den Möglichkeiten noch sehr ein, deshalb wünschen wir uns mehr Unterstützung durch die Politik und Entscheidungsträger. Um den drohenden Klimawandel noch abzuwenden, müssen wir deutlich an Geschwindigkeit gewinnen und Innovationen fördern.“
– Michael Schmitz, Abteilungsleiter Infrastrukturservice, Stabsstelle Nachhaltigkeit und Abfallbeauftragter, Universitätsklinikum Bonn

Über Resourcify

Resourcify unterstützt Unternehmen bei der Optimierung ihres Entsorgungsmanagements. Die einfach zu bedienende SaaS-Lösung macht Recycling effizienter und transparenter. Sie hilft Unternehmen, mehr zu recyceln, Kosten zu senken und Abfälle als Wertstoffe zu verwerten. Seit Ende 2018 werden über die Plattform jedes Jahr mehr als 2 Millionen Entsorgungsaufträge von Kunden wie Syntegon, Hornbach und McDonald’s in sieben europäischen Ländern abgewickelt. Darüber hinaus nutzen auch Entsorgungsunternehmen Resourcify, um ihren Kundenservice zu verbessern, ihren Vertrieb zu stärken sowie mehr umsatzstarke Kunden zu gewinnen und zu binden.

Über das Universitätsklinikum Bonn

Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient:innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter:innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte in den Corona- Jahren 2020 und 2021 als einziges der 35 deutschen Universitätskliniken einen Leistungszuwachs. Weitere Informationen finden Sie unter www.ukbonn.de/.

Meike Lessau
Meike Lessau
Circularity Manager

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