In Sachen Abfallmanagement sehen sich Unternehmen vielen Herausforderungen gegenüber. So müssen sie beispielsweise immer auf dem neuesten Stand der Gesetzeslage bleiben, etwa was die CSR-Richtlinie angeht. Die Auflagen bezüglich Entsorgung und Reporting werden dabei tendenziell immer strenger, und auch die Standards der Rechnungsprüfung steigen.
Viel zu oft dominieren in den Softwareapplikationen und Verwaltungsprogrammen zudem insulare Lösungen, die kaum oder gar nicht vernetzt sind. Prozesse können darum nur teilweise standardisiert werden und erfordern viel manuelle Nacharbeit. All das führt zu mangelnder Transparenz in der Analyse der Ist-Situation, die etwa den Vergleich verschiedener Anfallstellen, die Nachverfolgung der Abfallströme und eine Überprüfung der Zielerreichung unnötig erschwert.
Nicht zuletzt wird auch die Wettbewerbsfähigkeit wird immer stärker vom Nachhaltigkeitsprofil mitbestimmt. In einer Umfrage der IHK Frankfurt gaben 46 % der Unternehmen an, dass Kundenerwartungen der wichtigste Grund für ihre Transformationsbemühungen sind. 41 % nannten außerdem die Stärkung der Attraktivität als Arbeitgeber.
In der Praxis arbeiten viele Unternehmen beim Thema Abfallmanagement dabei vor allem auf drei große Ziele hin:
Mit diesen Zielen sollen sowohl die ökonomische-unternehmerische als auch die ökologisch-nachhaltige Dimension berücksichtigt werden. Beides gleichzeitig ist aber nur möglich, wenn Prozesse konsequent und zielorientiert effizienter gestaltet werden. Wie das aussehen kann, dafür haben wir fünf Tipps zusammengestellt.
Eine vollständige und transparente Datenverwaltung ist die Grundlage jedes Managementprozesses, auch des Entsorgungmanagements. Erst wenn die Ist-Situation anhand von validen Daten korrekt abgebildet und analysiert werden kann, sind realistische Zielsetzungen und eine zeitnahe Erreichung möglich.
Dafür ist eine kohärente und fortlaufende Datenbank erforderlich. Für ein optimales Abfallmanagement muss diese in der Lage sein, Abfallströme, Wertstoffmengen, Entsorgerinformationen und Abholdaten nach Anfallstellen aufgeschlüsselt zu erfassen.
Gerade für internes und externes Reporting ist eine verlässliche Datenlage zudem unerlässlich.
„Die Validierung von Daten sollte schließlich nicht die Hauptarbeit eines EMAS-Beauftragten sein”, gibt Peter Harrecker, Head of Operations bei Resourcify, völlig zurecht zu bedenken. „Vergleichbarkeit über verschiedene Standorte hinweg ist ebenfalls extrem relevant. Entsorgungsaufträge, Dienstleister und Abfallarten sind schließlich komplex, und nur durch Einheitlichkeit in der Erfassung kann sichergestellt werden, dass gültigen Verordnungen Genüge geleistet wird.”
Bei der Datenerfassung, -erhebung und -verwaltung anzusetzen ist darum ein wichtiger Schritt. Je mehr diese in automatisierte Prozesse verlagert werden können, desto leichter werden die Aufgaben des Managements wie auch der Berichterstattung. Letzteres wird durch die schrittweise Anhebung der Standards durch die neue CSR-Richtlinie immer herausfordernder - mehr Informationen dazu in unserem Artikel “CSR-Richtlinie 2.0”.
Oft unterschätzen Unternehmen, wie viel Wertstoffe noch in ihren Abfällen stecken. Abfallströme zu analysieren kann diese identifizieren – und gleichzeitig die Recyclingquote erhöhen. Durch einen so vertieften Sortiergrad landen so wenig Abfälle wie möglich in der thermischen Verwertung, also Verbrennung.
Eine solche Analyse ist auch dann besonders wichtig, wenn in einem Unternehmen potenziell gefährliche Abfallströme anfallen. In dieser Fallstudie stellen wir beispielsweise das Universitätskrankenhaus Bonn vor, dass unter anderem medizinisches Gefahrgut entsorgen muss. Erst durch eine Analyse solcher und anderer Abfallarten und -mengen können die richtigen und kosteneffektivsten Entsorger gefunden werden.
„Ob kontaminierte Abfälle oder gemischte Kunststoffe, oft wird aus Bequemlichkeit oder Unwissen nicht sorgfältig genug getrennt und entsorgt”, so berichtet Peter Harrecker aus seiner langjährigen Erfahrung. „Dabei ist es gerade bei Gewerbeabfällen hochinteressant, Abfallströme separat zu erfassen und zu sortieren. So gehen wirklich nur Gefahrengüter in die kostspielige Sonderentsorgung, und nur unverwertbare Restabfälle, also quasi Siedlungsabfall, in die thermische Verwertung.”
Yasmin Palij, Waste Optimization Manager bei Resourcify, fügt hinzu: „Manchmal gibt es Kleinfraktionen, die auf den ersten Blick nur sehr wenig Menge ausmachen, sich aber übers Jahr gerechnet genug summieren, um sie tatsächlich zu trennen und auch gewinnbringend zu vermarkten.” Der genauere Blick alleine hat darum schon enormes Kosteneinsparungspotenzial.
Ein Großteil der Verantwortung für korrekte Entsorgung und Recycling lastet auf den Schultern der einzelnen Mitarbeiter. Durch die Bereitstellung von notwendigen und nützlichen Informationen können Unternehmen ihre Beschäftigten – und letztendlich die Kostenbilanz – entlasten. „Je mehr Abfalltrennung direkt an der Anfallstelle erreicht werden kann, desto mehr Transformation von Abfällen in Wertstoffe kann erfolgen”, erläutert Yasmin Palij.
Das nötige Know-How kann durch vielerlei Strategien aufgebaut werden. Beispielsweise können QR-Codes an Anfallstellen zu Sortieranleitungen verlinken. Fast noch wichtiger allerdings ist die Stärkung der Motivation. Dies wird unter anderem durch authentische Mitarbeiterkommunikation und klare, unkomplizierte Prozesse möglich. Eine solche Sensibilisierung von Mitarbeitern bringt Best Practices von der Theorie in die Praxis.
Kennzahlen sind ein unverzichtbares Werkzeug, mit dem Unternehmen den Überblick über ihr Abfallmanagement behalten. In diesem Artikel haben wir eine Auswahl der wichtigsten Kennzahlen für das Entsorgungsmanagement für Sie zusammengestellt.
Um aber der individuellen Situation des Unternehmens, des Konzerns oder der Anfallstelle gerecht werden zu können, ist eine bewusste Auswahl und Priorisierung dieser Kennzahlen nötig. Sie ermöglichen beispielsweise auch den Vergleich von Standorten untereinander.
Welche Kennzahlen aber für Ihr Unternehmen am nützlichsten (und am wichtigsten) sind, hängt vor allem von Ihren Zielen ab. Yasmin Palij nennt ein Beispiel aus der Praxis: „Die Recyclingquote zu erhöhen und gleichzeitig absolute Kosten zu senken, das kann in unterschiedliche Richtungen ziehen.” Auf Basis verlässlicher Daten müssen darum die konkreten Ziele des Abfallmanagements mit der Gesamtstrategie des Unternehmens abgestimmt werden und entsprechende KPIs, oder Key Performance Indicators, festgelegt werden.
Sind all die oben genannten Optimierungsansätze umgesetzt – verlässliche Daten gesammelt, Abfallströme detailliert ausgewertet, Mitarbeiter geschult und Kennzahlen ausgewählt – ist es an der Zeit, die Zielerreichung nachzuverfolgen. Monitoring ist ein starker Motivator zum Festigen von Verantwortung in neuen oder angepassten Prozessen.
Der Monitoring-Rhythmus muss dabei ganz nach den Unternehmensbedürfnissen festgelegt werden. Zusätzlich zu den jährlichen Berichtspflichten können sich gerade in einer frühen Umsetzungsphase von Maßnahmen engmaschigere Kontrollen im Quartals- oder Monatstakt auszahlen. Nur so kann der Grad der Zielerreichung richtig beurteilt und in Prozessen nachjustiert werden.
Bei allen Bemühungen ist und bleibt das betriebliche Entsorgungsmanagement eine Herausforderung. Eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung ergab Ende 2021, dass mit 54 % mehr als die Hälfte der befragten Nachhaltigkeitsverantwortlichen zu hohe Kosten und fehlende Ressourcen als größtes Hindernis für die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit in ihren Unternehmen sehen. Genau aus diesem Grund ist Digitalisierung ein wichtiges Instrument. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben und Vereinfachung von Prozessen kann das Abfall- und Wertstoffmanagement optimiert werden. Dadurch rückt das Ziel, sowohl Kosten zu senken als auch Verwertungsquoten zu erhöhen, in greifbare Nähe.
„Digitale Lösungen können die Sortiertiefe deutlich erhöhen und dadurch den Anteil von Abfällen, die thermisch entsorgt werden müssen, drastisch reduzieren”, erläutert Yasmin Palij. „Das gibt viel mehr Kontrolle über Entsorgungswege und macht aus vielen Abfällen Wertstoffe, die durch Abverkauf oder Weiterverwendung einen positiven Einfluss auf die Kostenbilanz haben.”
Diese fünf Ansätze sind also unsere Tipps, um betriebliches Entsorgungsmanagement zu optimieren:
Kombiniert mit digitalen Tools wird daraus eine starke, zukunftsfähige Strategie für das Abfallmanagement.
Sie wollen noch tiefer in die Materie einsteigen? Hier geht es zur Aufnahme des Webinars “So optimieren Sie Ihr betriebliches Entsorgungsmanagement nachhaltig” mit Yasmin Palij und Peter Harrecker.