Haben Sie bereits ein Wertstoffmanagement im Unternehmen? Und falls nicht, was müssen Sie beachten, um es zu etablieren?
Jeder kennt den Begriff des Abfallmanagements. Das Konzept beschreibt, wie Materialien, die in der Produktion oder beim Verkauf anfallen und nicht mehr verwendet werden, entsorgt werden. Dafür engagieren Unternehmen häufig externe Dienstleister und zahlen Geld für die Entsorgung. Soweit zum Allgemeinen.
Im Detail gibt es bei der Entsorgung noch einiges mehr zu beachten, z. B. je nach Gesetzeslage, der Art und Menge der Abfälle, der Verwertungswege, Dokumentationspflichten und vielem mehr. Hinzu kommt auch, dass nicht jedes Material tatsächlich Abfall ist.
Ein kluges und vorausschauendes Recycling solcher Wertstoffe wird die traditionelle Abfallwirtschaft im Sinne der Kreislaufwirtschaft revolutionieren. Dafür ist es sehr wichtig, endliche Ressourcen zu schonen, indem Rohstoffe so lange wie möglich im Kreislauf gehalten werden. Aber noch immer werden Materialien allzu oft einfach als Abfälle behandelt – auch wenn sie in Wirklichkeit noch Wert besitzen. Dieser Wert und das Potenzial, das sie für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft bieten könnten, gehen damit verloren.
Am besten ist es noch, wenn die Wertstoffe nach ihrer Auf- bzw. Weiterverarbeitung als sogenannte Recyclate wieder in den Kreislauf zurückgeführt oder im besten Fall so wie sie sind wieder genutzt werden (dieses Konzept geht über das Wertstoffmanagement hinaus und heißt Circularity – ein Konzept, das Resourcify verfolgt). Davon profitieren insbesondere produzierende Unternehmen, denn so können sie ihre Rohstoffbeschaffung sicherstellen.
Ein weiterer Punkt: mehr Umsatz. Durch den Verkauf von Wertstoffen entstehen zusätzliche Erlöse für das Unternehmen. Das verbessert zusätzlich die Kosteneffizienz des betrieblichen Abfall- und Wertstoffmanagements: gesenkte Kosten, weil weniger Abfälle beseitigt werden, und erhöhte Erlöse entlasten das Unternehmen finanziell. Im besten Fall kann dieser Vorteil an die Kunden weitergegeben werden. Die freuen sich und sind eher geneigt, bei so einem Unternehmen zu kaufen. Damit steigen langfristig der Absatz und die Wettbewerbsfähigkeit.
Ein funktionierendes Recycling macht also finanziell Sinn für Unternehmen. Deshalb hat der Einzelhandel-Riese Lidl 2018 auch viel Geld investiert, um den fünftgrößten Entsorger Deutschlands zu kaufen. Ganz nebenbei unterstützen Unternehmen mit einem Wertstoffmanagement die Kreislaufwirtschaft und tragen durch mehr Ressourcenschonung auch etwas zum Erhalt unserer Umwelt bei — eine Win-Win-Win-Situation.
Wenn Ihr Unternehmen die anfallenden Materialien kaum sortiert, aus den wenigen getrennten Wertstoffen keine Erlöse erwirtschaftet und sich beim Thema Wertstoffe und Ressourcen noch zurückhält, dann gibt es bei Ihnen noch kein Wertstoffmanagement. In diesem Fall gibt es einiges, was Sie tun können.
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Unternehmen immer einen Prozess durchlaufen:
Alle starten mit dem traditionellen Abfallmanagement. Es wird sich lediglich an die wichtigsten Abfallgesetze gehalten, um keine Bußgelder zahlen zu müssen. Das Thema Abfall ist zweitrangig. Fehlende offizielle Standards für die einheitliche Berechnung von Recyclingquoten bestimmter Abfallströme werden ausgenutzt, um das eigene Recycling rechtskonform zu rechnen. Darüber hinaus gibt es keine Bemühungen, die eigenen Quoten zu verbessern.
→ Zu diesem Zeitpunkt ist es wichtig den Entscheidern zu erklären, dass sie viel Geld sparen können, wenn sie mehr Materialien getrennt sammeln und recyceln: denn durch die Reduzierung der Restmüllmengen können die Kosten im Abfallmanagement stark gesenkt werden. Das Bewusstsein über diese Möglichkeit der Kosteneinsparung und damit den finanziellen Vorteil, den das Recycling für Unternehmen bietet, bildet die Grundlage für den nächsten Schritt.
Betreibt ein Unternehmen dann ein Entsorgungsmanagement, hat es das Thema Wertstoffe auf finanzieller Ebene bereits für sich entdeckt. In der Chefetage steigt mit den Kosteneinsparungen durch die Reduzierung von Restmüll auch die Akzeptanz für mehr sortenreines Recycling.
→ Jetzt sollte der Fokus auf die Erreichung der gesetzlich geforderten Getrennthaltungsquote nach der Gewerbeabfallverordnung gelegt werden: ganze 90 % der Materialien müssen schon an der Anfallstelle sortiert und dies dokumentiert werden. Dabei geht es um die Fraktionen Papier, Glas, Kunststoffe, Metalle, Bioabfälle, Holz und Textilien. Ist diese Quote erreicht, dürfen die restlichen 10 % auf dem kostengünstigsten Weg entsorgt werden. Mit den steigenden Sortierraten fällt auch immer weniger Restmüll an – die Kosten sinken dadurch spürbar. Gleichzeitig sollte nun deutlich gemacht werden, dass mehr Engagement in der Ressourcenschonung einen guten Eindruck auf Kunden und Geschäftspartner hat. Die Außendarstellung ist ebenso wichtig wie der Umsatz und beeinflusst auch die Mitarbeiter positiv. Hierfür ist die Analyse von Best Practices aus ähnlichen oder gleichen Industriezweigen sehr hilfreich. Damit wird der Gedanke der Ressourcenschonung und das Thema Kreislaufwirtschaft auch internalisiert.
Im Rahmen des Wertstoffmanagements geht nun auch ein ehrliches Interesse an Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung einher, das nicht ausschließlich finanziell motiviert ist. Das Unternehmen möchte aktiv Verantwortung übernehmen und demonstriert extern sowie intern sein Anliegen, einen Teil zur Schonung endlicher Ressourcen beizutragen. Es wird kontinuierlich nach neuen Möglichkeiten gesucht, die unternehmensweite Recyclingquote noch weiter zu erhöhen und die besten Verwertungswege für alle Abfälle und Materialien zu finden. Mittlerweile kann die Anzahl der verschiedenen sortierten Materialien auf ca. 20 anwachsen. Jetzt werden ökonomische und ökologische Komponenten gleichrangig betrachtet und die Imagewirkung in die Berechnung mit aufgenommen.
→ Sie haben es geschafft! Sie haben Ihr Ziel immer im Blick behalten und dieses auch für die Entscheidungsträger greifbar gemacht. Nun trägt Ihr Unternehmen die Verantwortung für seine Ressourcennutzung und ist im betrieblichen Abfall- und Wertstoffmanagement nachhaltig und profitabel für die Zukunft aufgestellt.
Gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter: Es gibt bereits besonders engagierte Unternehmen, die beim Wertstoffmanagement noch nicht Halt machen. Im Rahmen einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie setzen sie sich stattdessen ambitionierte Ziele zu ihren Abfällen und Wertstoffen und verfolgen diese über einen langen Zeitraum. Zum Beispiel verfeinern sie ihre Sortierung kontinuierlich weiter, um eine Getrennthaltungsquote von 100 % zu erreichen, behandeln Materialien direkt an der Anfallstelle und unterhalten sogar eigene Wertstoffhöfe. Die Anzahl der Abfallarten kann dadurch schon mal auf 75 ansteigen – das kann schnell zu einer administrativen Herausforderung werden, da viele Prozesse neu gedacht und erweitert werden müssen. Hier unterstützen wir bereits viele Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele im Recycling zu erreichen.
Solche engagierten Unternehmen möchten die Kreislaufwirtschaft nicht nur unterstützen, sondern aktiv mitgestalten und ihre Materialien wieder vollständig in Ressourcen für andere Prozesse umwandeln. Denn erst dann wird der Kreislauf tatsächlich geschlossen. Diese Unternehmen nehmen die Kontrolle über ihre Materialflüsse für die Zukunft selbst in die Hand, denn wer sich heute um das Recycling kümmert, kauft morgen günstigere Materialien ein und profitiert gleichzeitig von den anderen Vorteilen wie ein verbessertes Image und mehr Kosteneffizienz im Wertstoffmanagement.
StadiumAnzahl der MaterialienEinstellung der EntscheidungsträgerWas Sie für den nächsten Schritt tun könnenAbfallmanagementBis zu 3 Sorten„Wir sollten eigentlich (mehr) recyceln, aber das ist nicht unser Fokus.“Kosteneinsparungen durch mehr Sortierung und Recycling deutlich machen.EntsorgungsmanagementBis zu 8 Sorten„Wir können mit unseren Wertstoffen zusätzlichen Umsatz machen.“Getrennthaltungsquote verfolgen; Image-Vorteil mit Hilfe von Best Practices aufzeigen.WertstoffmanagementBis zu 3 Sorten„Wir sind ein verantwortungsbewusstes Unternehmen und sind davon überzeugt, dass wir unseren Teil für die Erhaltung der Umwelt beitragen können.“Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie anstoßen und dort die Themen Recycling, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft langfristig verankern.KreislaufwirtschaftBis zu 75 Sorten„Wir glauben fest an das große Potenzial, das im Recycling liegt. Wir setzen uns ernsthafte Nachhaltigkeitsziele und verfolgen diese. Wir wollen unsere Materialien wieder in Ressourcen umwandeln und so lange wie möglich im Kreislauf binden.”Digitale Lösungen einführen, um den Administrationsaufwand trotz der vielen sortierten Materialien gering zu halten.