Bis zu 900 Milliarden Euro. So hoch schätzt eine Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aus dem Februar 2023 die „Kosten des Klimawandels“ bis zum Jahr 2050 ein. Um diese Kosten zu reduzieren, sollen die Energiewende und der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben werden. Absolut richtig und notwendig, doch nur diese Bemühungen reichen nicht aus. Ein entscheidender Lösungsansatz kommt dabei noch immer zu kurz – die Kreislaufwirtschaft. Die Ellen MacArthur Foundation geht davon aus, dass wir 45 % der Emissionen durch eine zirkuläre Ressourcennutzung einsparen können. Dadurch, dass Produkte nicht neu produziert werden müssen und die bereits vorhandenen, knapp werdenden Ressourcen unseres Planeten durch die Wiederverwendung geschont werden, lassen sich große Mengen CO2 einsparen.
Wie weit ist die Wirtschaft bei der Implementierung eines zirkulären Systems? Wo stehen die größten Konzerne Deutschlands beim Thema Recycling und Kreislaufwirtschaft?
Bereits im letzten Jahr haben wir uns die Nachhaltigkeitskennzahlen der DAX-Konzerne angeschaut und blicken dieses Jahr damit erstmals auf eine Entwicklung. Um belastbare Zahlen in diesem Kontext zu erheben, haben wir uns erneut die Jahres- und Nachhaltigkeitsberichte der 40 größten Firmen Deutschlands genauer angeschaut. Herausgekommen ist der Resourcify Sustainability Index Report 2023, den Sie hier herunterladen können.
Die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:
Auch in diesem Jahr stellten wir im Zuge unserer Recherche fest, dass Unternehmen viele Kennzahlen rund um Nachhaltigkeit wie Abfallzahlen oder Recyclingquoten in ihren Jahresberichten nicht angeben. Genau wie im letzten Jahr geben 25 %, also insgesamt 10 der 40 größten Unternehmen Deutschlands, in Geschäfts-, Jahres-, oder Nachhaltigkeitsberichten und auf Nachfrage keine Abfallkennzahlen preis. Vor allem mit Blick auf die im nächsten Jahr anstehenden Änderungen, welche die neue CSRD-Richtlinie im Bereich der zirkulären Wirtschaft mit sich bringt, wird es insbesondere für diese 10 DAX-Konzerne allerhöchste Zeit, sich ernsthaft mit der Umsetzung von Nachhaltigkeits-Regelungen zu befassen. Der erste Schritt hierzu ist die Erhebung und das Reporting der wichtigsten Kennzahlen in ihren Jahresberichten.
Im Durchschnitt recyceln die untersuchten Unternehmen 69 % ihres produzierten Abfalls, was eine Steigerung um 13 % im Vergleich zu 2022 (61 %) bedeutet. Gleichzeitig fällt aber auch bei vielen Unternehmen auf, dass die Abfallmenge im vergangenen Jahr deutlich anstieg. Ohne die Daten der zehn Unternehmen, die keine Angaben zu ihren Abfall- und Recyclingzahlen machen, wären das konservativ gerechnet etwa 4 Millionen Tonnen Wertstoffe pro Jahr, die ihren Weg nicht zurück in die Wertschöpfung finden.
Um zu verstehen, welche Maßnahmen die Unternehmen in ihren Jahresberichten erörtern, haben wir Schlagworte rund ums Thema “Zirkuläre Wirtschaft” definiert. Wir haben uns für “Recycling”, “Kreislaufwirtschaft” bzw. “Circular Economy”, “Recovery” sowie “Waste Management” entschieden. Im letzten Jahr war “Recycling” das häufigste Schlagwort, dieses Jahr landet es auf Platz zwei hinter “Circular Economy”. Die beiden Unternehmen VW (Recyclingquote: 95 %) und Covestro (Recyclingquote: 77 %) sprechen am häufigsten über zirkuläres Wirtschaften.
Im Zuge unserer Recherche konnten wir eine Vielzahl von öffentlich zugänglichen Daten finden. Um eine Vergleichbarkeit zwischen den Unternehmen und im Verlauf der Jahre zu ermöglichen, haben wir alle recherchierten Kennzahlen rund um zirkuläre Wirtschaft in einem Index kombiniert – dem Resourcify Sustainability Index (RSI). Da die Unternehmen in verschiedenen Branchen tätig sind, basiert der Index fast durchweg aus relativen Zahlen, um eine gewisse Vergleichbarkeit herzustellen. Die Zusammensetzung des RSI und die dafür vorgenommene Standardisierung der Kennzahlen erlaubt es, die Maßnahmen der Unternehmen auf einen Blick zu bewerten. Ein wichtiger Teil des Resourcify Sustainability Index ist die Recyclingquote der Firmen. So gelingt es zum Beispiel BMW trotz 818,387 Tonnen produzierten Mülls neben SAP (aufgrund der Branche produziert SAP “nur” 212 Tonnen Abfälle) mit einer Recyclingquote von 99 % am besten abzuschneiden. Im gesamten RSI-Index performen Volkswagen, Zalando und SAP am besten, da die Unternehmen in den Jahresberichten mit den angegebenen Maßnahmen auf die Implementierung von Zirkularität achten, viele damit zusammenhängende Schlagworte verwenden und gute Recyclingquoten haben.
Für ein tiefgehendes Verständnis empfiehlt es sich, die einzelnen Kennzahlen genauer zu betrachten. All das können Sie unserem kostenfreien Report entnehmen. Hier geht's zum Download.
Die aus den Kennzahlen gewonnenen Daten bilden die Grundlage der Indexzahlen und wurden zudem in Form zweier BCG-Matrizen festgehalten, in denen nicht nur der RSI, sondern auch weitere Größen wie der Unternehmensumsatz und die Mitarbeiterzahl visualisiert wurden. Im Ergebnis veranschaulicht die Analyse, welche DAX-Unternehmen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Abfallwirtschaft und Kreislaufwirtschaft am besten abschneiden. Die Quadranten sind nach ihren Nachhaltigkeitsbemühungen laut RSI kombiniert mit der Umsatzhöhe wie folgt benannt: Green Champion, Sustainable Pioneer, Rookie und Up-and-Comer. Für tiefere Einblicke und Ergebnisse unserer Matrix ist unser erweiterter Report unerlässlich. Laden Sie ihn hier herunter.
“Da wir uns die Recyclingzahlen der DAX-Konzerne zum zweiten Mal in Folge anschauen, erlaubt dies Rückschlüsse auf Entwicklungen in den Unternehmen innerhalb der letzten zwölf Monate. Hierbei ist es erfreulich zu sehen, dass die Recyclingquote der DAX-Unternehmen im Schnitt um 13 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Außerdem nehmen geplante Maßnahmen zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft bei vielen Unternehmen einen größeren Stellenwert im Unternehmensbericht ein. Den positiven Trend sollte die Legislative jetzt durch neue Gesetze unterstützen. So sollte die thermische Verwertung, also das Verbrennen von Abfall, nicht mehr als Recycling gewertet werden.“
– Gary Lewis, CEO und Co-Founder, Resourcify
Ziel dieser Analyse war es, zu ermitteln, welche DAX-Unternehmen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Abfallwirtschaft und Kreislaufwirtschaft am besten abschneiden. Alle Informationen und Daten der Unternehmen wurden je nach Verfügbarkeit den aktuellen Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsberichten durch eine quantitative Inhaltsanalyse entnommen. Da je nach Branche automatisch eine höhere Müllproduktion stattfindet, wurden verschiedene Kategorien rund um Nachhaltigkeit betrachtet, die unterschiedlich gewichtet in den RSI eingehen. Genauere Informationen zur Methodik und Auswertung finden Sie im erweiterten Report.